Deutschland tankt Strom

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Elektromobilität ist klimafreundlich, leise – und oft noch zu teuer. Zumindest für Menschen mit geringerem Einkommen. Genau das will die SPD ändern – mit einem staatlich geförderten Leasingmodell nach französischem Vorbild. Das sogenannte „Sozialleasing“ soll es ermöglichen, ein neues E-Auto für unter 100 Euro im Monat zu fahren – ohne Anzahlung.

Was steckt hinter der Idee? Wann könnte sie kommen? Und welche Rolle spielt das E-Handwerk?

Was ist Sozialleasing überhaupt?

Die Idee stammt von Isabel Cademartori, verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion.
Kern des Modells: Menschen mit niedrigem bis mittlerem Einkommen sollen ein kleines E-Auto zu einer stark vergünstigten Monatsrate leasen können – zum Beispiel 99 Euro pro Monat für drei Jahre, ohne Anzahlung.

Vorbilder gibt es bereits: In Frankreich läuft ein ähnliches Modell seit Ende 2023 mit großem Erfolg. Voraussetzung dort:

  • Fahrzeugpreis unter 25.000 Euro

  • Förderung durch den Staat (aus Klimasozialfonds)

  • Fokus auf beruflich genutzte Mobilität

Wer soll gefördert werden – und wann?

Laut SPD sollen nicht nur Menschen mit sehr geringem Einkommen profitieren, sondern auch Haushalte mit einem Bruttojahreseinkommen bis 60.000 Euro.
Berufliche Nutzung sei ein denkbares Förderkriterium – aber ohne bürokratische Hürden wie ÖPNV-Nachweise.

Start: Frühestens ab 2027.
Denn im Bundeshaushalt 2025/26 sind noch keine Mittel eingeplant. Die Förderung soll langfristig über den EU-Klimasozialfonds laufen – gespeist aus Einnahmen des europäischen CO₂-Preises.

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Nur billig – oder auch europäisch sinnvoll?

Ein wichtiger Punkt in der Diskussion: Förderkriterien nach Umwelt- und Produktionsstandards.
Heißt konkret: Fahrzeuge aus China sollen nicht bevorzugt werden – auch wenn sie günstig sind. Stattdessen wird wie in Frankreich auf Kriterien wie Produktionsstandort, Lieferketten und CO₂-Bilanz geachtet.

Das Ziel:

  • europäische Hersteller wie VW, Renault oder Stellantis stärken

  • Nachfrage nach günstigen, kleinen E-Autos gezielt ankurbeln

  • Impulse für neue Modellreihen wie den geplanten VW ID.1 setzen

Und was hat das E-Handwerk damit zu tun?

Viel! Denn neue Fahrzeuge allein reichen nicht. Ohne Ladeinfrastruktur nützt auch das günstigste E-Auto wenig.

Hier kommt das E-Handwerk ins Spiel:

  • Es installiert Wallboxen und sorgt dafür, dass auch Mieter:innen sicher laden können

  • Es berät Haushalte, ob ihr Hausanschluss für E-Mobilität geeignet ist

  • Es kümmert sich um Förderanträge, Netzanschluss und PV-Kopplung

Gerade wenn mehr Menschen aus einkommensschwächeren Haushalten auf E-Autos umsteigen, ist verfügbare und bezahlbare Ladeinfrastruktur entscheidend – und damit auch das lokale Elektrohandwerk.

Fazit

Das geplante Sozialleasing ist ein vielversprechender Ansatz, um E-Mobilität sozial gerechter zu gestalten. Es könnte die Nachfrage nach kleinen Stromern ankurbeln, Produktionsanreize für die Industrie setzen – und zugleich das E-Handwerk in ländlichen und urbanen Räumen stärken.

Aber: Noch ist nichts beschlossen. Die politische Debatte läuft. Ob das Modell kommt, hängt auch davon ab, ob sich Bund, Länder und EU auf eine gemeinsame Finanzierungsstrategie einigen.

Quellen:

  1. Agora Energiewende
  2. Aurora Energy Research
  3. DIW Berlin
  4. Bundesnetzagentur
 

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