Deutschland tankt Strom

Bild: Volvo Trucks

Die nächste Ausbaustufe der Elektromobilität rollt nicht im Pkw-Format an, sondern im 40-Tonner: Mit dem Megawatt-Charging-System (MCS) entsteht ein Lade­standard für schwere Nutzfahrzeuge, der Ladeleistungen bis in den Megawatt-Bereich ermöglicht. Für Speditionen, Logistikzentren und Kommunalbetriebe heißt das: schnelle Ladestopps in gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten, planbare Abläufe – und ein echter Hebel für klimafreundliche Transporte. Damit die Technik im Alltag funktioniert, braucht es jedoch starke Netze, durchdachte Energie­konzepte und fachgerecht geplante Standorte. Genau hier kommt das E-Handwerk ins Spiel.

Was ist MCS – und warum braucht es das?

MCS ist ein internationaler Lade­standard speziell für E-Lkw und Busse. Technisch wird die Größenordnung deutlich: bis zu 1.250 V und 3.000 A, also theoretisch bis zu 3,75 MW Ladeleistung – genügend, um große Traktionsbatterien innerhalb einer typischen Fahrer:innen-Pause wieder einsatzbereit zu machen. Hinter der Entwicklung steht u. a. die Branchen­initiative CharIN, die bereits CCS geprägt hat. Ziel ist ein einheitlicher, zukunftsfester Standard für den Schwerlastverkehr, der europaweit skalierbar ist.

Wo stehen wir 2025?

Aus dem Labor ist die Technik längst raus. Erste öffentliche MCS-Standorte gehen in Europa in den Betrieb: So hat Milence (Joint Venture von Daimler Truck, TRATON und Volvo Group) 2025 an Hubs in Landvetter bei Göteborg sowie im Hafen Antwerpen-Brügge MCS-Laden demonstriert bzw. gestartet – mit Leistungen im MW-Segment und Ladefenstern, die auf 30–45 Minuten zielen. Parallel zeigen Hersteller-Tests (z. B. Scania mit ABB E-mobility) seit 2023, dass >1 MW technisch zuverlässig machbar ist. Regulatorisch treibt die EU-AFIR den Ausbau entlang der TEN-T-Korridore voran, damit die Infrastruktur den Markthochlauf schwerer E-Nutzfahrzeuge stützt.

Bild: MAN Trucks

Was bedeutet MCS für Betriebshöfe und Standorte?

Megawatt-Laden ist Energie- und Netzplanung auf neuem Niveau. Für Logistikzentren, Häfen oder großen Flottenstandorten geht es um leistungsfähige Mittelspannungsanschlüsse, passende Trafostationen, Netzverträglichkeitsprüfungen und ein Lastmanagement, das Spitzen abfängt und Betriebssicherheit garantiert. Wirtschaftlich attraktiv wird MCS, wenn PV-Erzeugung, Batteriespeicher und intelligente Steuerung zusammenspielen: Eigenstrom senkt Kosten, Speicher glätten Lastspitzen, und Software sorgt dafür, dass Fahrzeuge genau dann laden, wenn es betrieblich und energiewirtschaftlich passt. (Dass EU-weit ein engmaschiges, schwerlasttaugliches Netz entstehen soll, ist politisch gesetzt – die Zielbilder der AFIR geben Planungssicherheit.)

Die Rolle des E-Handwerks

Damit aus “Megawatt” Alltag wird, braucht es Elektrofachbetriebe mit Hochleistungs-Know-how. Das E-Handwerk übernimmt:

  • Standort- und Netzprüfung: Belastbare Anschlusskonzepte (inkl. Mittelspannung), Selektivität und Schutz.

  • Planung & Installation: Trafostation, Verteilungen, Leitungsführung, Erdung/Kurzschlussfestigkeit, Brandschutz.

  • Energie-Systemintegration: PV-Anlagen, Batteriespeicher, ggf. Bidirektionalität und Lastmanagement.

  • Betrieb & Sicherheit: Prüfkonzepte nach VDE, Monitoring, Wartung – und Skalierbarkeit für künftige Ladeplätze.

So entsteht eine robuste, ausbaufähige Infrastruktur, die hohe Leistungen sicher bereitstellt – und Investitionen langfristig absichert.

Fazit

MCS macht den Schwerlastverkehr elektrisch alltagstauglich. Ladefenster passen zu Ruhezeiten, Betriebskosten sinken perspektivisch, und die EU baut den Rahmen für eine Europa-weite Abdeckung. Entscheidend ist jetzt die Umsetzung vor Ort: mit netzdienlicher Planung, sauberer Integration von PV & Speicher und verlässlichem Betrieb. Elektrofachbetriebe sind dabei die Partner, die aus Megawatt-Technik verlässliche Megawatt-Infrastruktur machen.

Quellen:

  1. Milence
  2. ABB E-Mobility & Scania
  3. CharIN
 

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